Brigitte Hiss / DRK

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· Kita "Abenteuerland"

Spielzeugfreie Zeit im Abenteuerland

 Zwei Kinder, ein Mädchen und ein Junge, liegen auf dem Bauch auf einem beigen Teppichboden. Zwischen ihnen befindet sich ein Turm, der aus vielen grauen Pappbechern gebaut wurde. Das Mädchen auf der linken Seite schaut in die Kamera und lächelt. Der Junge auf der rechten Seite stützt seinen Kopf in seine Hände und schaut ebenfalls in die Kamera. Im Hintergrund sind Regale mit verschiedenen Gegenständen und eine Pappschachtel zu sehen.DRK-Kreisverband Tecklenburger Land e.V.

Kinder ohne Spielzeug entfalten ihre Fantasie

Eine Kindertagesstätte ist ein Ort, der ohne Spielzeug kaum vorstellbar ist. Umso spannender ist das vor wenigen Tagen beendete Projekt „Spielzeugfreie Zeit“ der DRK-Kita „Abenteuerland“. In einem Zeitraum von acht Wochen zog dort das Spielzeug aus und sorgte auf Seiten der Kinder, Eltern und Erzieher:innen für viel Veränderung.

Der Wunsch nach einer spielzeugfreien Zeit entstand nicht zufällig, berichtet Kita-Leitung Anja Steggemann-Peters: „In den Gruppen wurde immer häufiger beobachtet, dass die Kinder sich aufgrund der Fülle an Spielzeug weniger intensiv und oftmals unentschlossen im Spiel verhielten.“ Zeitversetzt zu den Beobachtungen aus dem Team hatte die Recherche von Steggemann-Peters zum Umgang mit dem Verhalten begonnen. Schnell stieß Steggemann-Peters auf Kitas, welche sich in Projekten dem gleichen Phänomen widmeten. „Wir im Team waren uns schnell einig, dass ein solches Projekt genau das richtige für unsere Kita ist“, so Stegemann-Peters. 

Trotz anfänglicher Skepsis der Eltern wurde das Projekt mit viel Vorfreude von Seiten der Kinder und Erzieher:innen umgesetzt. Dazu gehörte auch, dass das Spielzeug von den Kindern in einem mehrwöchigen Zeitraum Schritt für Schritt „in den Urlaub“ geschickt wurde, berichtet Erzieherin Erika Peters. Die zuerst noch vorherrschende Euphorie der Kinder wandelte sich mit dem zunehmenden Auszug des Spielzeugs immer mehr in Ratlosigkeit und Unzufriedenheit. Sätze wie: „Mir ist langweilig“ oder „Ich weiß nicht, was ich machen soll“, standen nun für die Erzieher:innen auf der Tagesordnung.

Kinder werden selbst kreativ


„Hätte das Team mit Hilfe der Eltern vor dem Projektstart nicht mit der Sammlung von Alternativmaterialien begonnen, wozu Kartons, Joghurtbecher, Seile, Kronkorken, leere Toilettenpapier- und Küchenrollen, Holz und vieles mehr gehörte – wäre die Stimmung mit Sicherheit gekippt“, berichtet Peters. Anstatt sich mit „fertigem“ Spielzeug zu beschäftigen, konnten die Kindern nun selbst kreativ werden und mit Hilfe der Erzieher:innen eigene Lösungen erarbeiten. Und so wurden die Sandburgen nun mit Joghurtbechern und Pappkartons errichtet. Aus Kartons, Seilen, Papprohren und einem leerem Farbeimer wurde ein Kran mit Seilzug gebaut. Unzählige Kartons wurden zur Eisdiele oder zum Wohnhaus mit Pappmöbeln umfunktioniert. 

Hinzu kamen die Berichte der Eltern, die zuhause ein verändertes Verhalten der Kinder beobachten konnten: „Die Eltern berichteten häufig davon, dass die Kinder selbst zuhause mit den Materialien spielen wollten oder die Eltern maßregelten, wenn diese einen Karton einfach im Müll entsorgen wollten“, so Peters.

Auch nach Abschluss des Projektes und dem Einzug des regulären Spielzeugs scheint das Verhältnis der Kinder zu Spielsachen verändert: „Viele der entstandenen Spielgegenstände werden immer noch gerne genutzt oder sind in die Spielzimmer einzelner Kinder eingezogen. Auch das Bewusstsein dafür, was aus Materialien gebastelt werden kann, habe den Blickwinkel der Kinder erweitert “ so Steggemann-Peters.